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Die EZB Entscheidung – nicht so hawkish wie es scheint

  • Die EZB hat an ihrer Sitzung gestern keine geldpolitischen Entscheidungen getroffen. Die Märkte haben mit steigenden Anleiherenditen und fallen Aktienkursen reagiert. Zur Einordnung der Bedeutung dieser EZB Sitzung und ihrer Auswirkungen gilt es zu berücksichtigen, dass die Erwartungshaltung im Vorfeld sehr hoch war und eine große Mehrheit der Marktteilnehmer die Ankündigung einer Verlängerung der Anleihekäufe über den März 2017 hinaus erwartet hatten. Einige Marktteilnehmer werten die abwartende Haltung der EZB offenbar als Ausdruck eines Unwillens von Seiten der Zentralbank die Anleihekäufe ab nächstem Frühjahr fortzusetzen.
  • Jedoch ist eine Bekanntgabe einer Verlängerung der Anleihekäufe schon zum jetzigen Zeitpunkt auf Grund der zwar moderaten aber doch anhaltenden Wachstumserholung und der relativ ruhigen Lage an den Märkten nicht dringend notwendig. Darüber hinaus erfordert eine solche Verlängerung auf Grund der zunehmenden Materialknappheit technische Anpassungen am Anleihekaufprogramm. Verschiedene Alternativen müssen zuerst herausgearbeitet und bewertet werden, bevor der EZB Rat eine entsprechende Entscheidung fällen kann.
  • Dennoch ist die EZB voll auf Kurs zur Verlängerung des Programms im Dezember und Anpassung der Kaufkriterien. Der Schlüssel zu dieser Interpretation ist die Aussage von Präsident Draghi: “the ECB has tasked the relevant committees to evaluate the options that ensure a smooth implementation (of QE).” Die hier in Aussicht gestellte Anpassung der Regeln öffnet gleichzeitig die Tür für eine Verlängerung des Programmes, da unter den derzeitigen Regeln das Programm bis März 2017 durchführbar wäre, d.h. wäre es die Intention der EZB das Programm im März 2017 zu beenden, wäre diese Anpassung gar nicht notwendig. Zudem besagt das geldpolitische Statement: „Was die geldpolitischen Sondermaßnahmen betrifft, so bestätigt der EZB-Rat, dass die monatlichen Ankäufe von Vermögenswerten im Umfang von 80 Mrd € bis Ende März 2017 oder erforderlichenfalls darüber hinaus und in jedem Fall so lange erfolgen sollen, bis er eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel im Einklang steht.“ Auch mit den neuen Inflationsprognosen der EZB ist dies weiterhin nicht der Fall.
  • Schlussfolgerung: Es gab im Vorfeld der Sitzung zu viele spekulative long Positionen im Markt. Dies hat zu kurzfristigen Positionsliquidierungen geführt. Die EZB hält jedoch die Erwartung einer Anpassung bzw. Verlängerung von QE zum Jahresende voll aufrecht. Präsident Draghi hat klar kommuniziert, dass dabei alle Optionen geprüft werden. Wir erwarten die Aufhebung der Depo-Restriktion, aber auch eine Aufhebung der Käufe nach dem Kapitalschlüssel kann nicht ausgeschlossen werden (siehe Blog Post Nicht genug Bundesanleihen: die EZB hat bald ein Problem). Eine Leitzinssenkung erwarten wir hingegen aufgrund der damit verbundenen Belastung des Bankensektors nicht. Somit bleiben unsere Positionierungen unverändert: Steepening auf der Bund-Kurve, long Duration in €-Peripherie und long Credit. Rückschläge im Zuge der beschriebenen Positionsanpassung nutzen wir zum Aufstocken der Positionen.

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Author

Portfoliostratege

Veröffentlicht am 9. September 2016